STEAG meldet zwei Kraftwerke im Saarland zur endgültigen Stilllegung an
Entscheidung fiel nach eingehender Neubewertung der Wirtschaftlichkeit
Das im vergangenen August in Kraft getretene Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) regelt den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland. Aber nicht, wie bei der Braunkohle, bis spätestens 2038, sondern im Fall der Steinkohle grundsätzlich schon deutlich früher. „Mit Ausnahme des jungen Kraftwerksblocks Walsum 10 in Duisburg müssen wir damit rechnen, dass unsere übrigen Anlagen spätestens ab dem Jahr 2026 entschädigungslos stillgelegt werden, wenn sie dann noch im Markt stehen“, erklärt Joachim Rumstadt, Vorsitzender der Geschäftsführung der STEAG GmbH.
Seit 2017 sind die Steinkohlekraftwerke Weiher und Bexbach im Saarland in der Netzreserve. „Damals sind wir davon ausgegangen, beide Anlagen zu einem späteren Zeitpunkt und bei günstigeren Rahmenbedingungen wieder am Markt anzubieten. Mit dem Inkrafttreten des KVBG bleibt uns aus wirtschaftlichen Gründen keine andere Wahl, als nun den Antrag auf endgültige Stilllegung für beide Anlagen zu stellen“, sagt Joachim Rumstadt.
Kraftwerke bleiben zunächst in der Systemrelevanz
Ungeachtet dessen bleiben Weiher 3 und Bexbach zunächst in der Netzreserve und können vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion angefordert werden, um im Bedarfsfall das Stromnetz zu stützen und die Versorgungssicherheit in der Region zu gewährleisten. In den ersten Tagen des neuen Jahres war dies wiederholt der Fall. Im vergangenen Jahr wurden die beiden Kraftwerke insgesamt einundzwanzigmal angefordert. Gleichwohl war die Zahl der Betriebsstunden so gering, dass Weiher und Bexbach praktisch keine Chance auf einen Zuschlag bei einer Stilllegungsauktion hätten.
Amprion wird nun prüfen, ob weiterhin Systemrelevanz besteht. Der Übertragungsnetzbetreiber kann eine Verlängerung der Systemrelevanz auch über das Jahr 2022 hinaus bei der Bundesnetzagentur beantragen. Erst nach dem Ende der Systemrelevanz dürfen beide Blöcke endgültig stillgelegt werden. Dann würden an beiden Standorten insgesamt 230 qualifizierte Arbeitsplätze wegfallen.
Saarland bleibt wichtiger Standort für STEAG
„Das Saarland wird für STEAG weiterhin eine herausgehobene Bedeutung haben“, erklärt Joachim Rumstadt mit Blick auf die in der Zukunft geplanten Projekte. „Am Standort Völklingen-Fenne beispielsweise wollen wir die vorhandene Infrastruktur nutzen und ihn zu einem Knotenpunkt für Wasserstoffproduktion und die Sektorenkopplung ausbauen.“ Für Weiher und Bexbach gebe es Konzepte, beide zu Standorten für besondere netztechnische Betriebsmittel auf Erdgasbasis auszubauen. Dort sind heute bereits Großbatteriesysteme zur Erbringung von Systemdienstleistungen untergebracht. Zurzeit wird darüber hinaus geprüft, an beiden Standorten größere Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu errichten.
STEAG im Saarland weiter stark in dezentraler Erzeugung und Fernwärme
Im Saarland betreibt STEAG zusammen mit Partnern ein großes regionales Fernwärmeverbundsystem, die Fernwärmeschiene Saar. Heute werden rund 13.500 Kunden mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt. Größter Kunde ist das Ford-Werk in Saarlouis mit dem angeschlossenen Supplier-Park. Bereits in Kürze startet STEAG ein weiteres Großprojekt in der Region: Die Abfallverwertungsanlage Velsen wird zu einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ausgebaut und über eine Anschlussleitung an das bestehende Fernwärmenetz angeschlossen. Und mit den jährlich ausgekoppelten 170.000 Megawattstunden (MWh) Wärme wird sich die Klimabilanz der Fernwärmeversorgung an der Saar noch einmal verbessern.
In Völklingen-Fenne betreibt STEAG eine der weltweit größten Grubengasmotorenanlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Die Anlagen werden aus dem eigenen, etwa 110 Kilometer langen Grubengasgasnetz versorgt. Der erzeugte Strom wird im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ins öffentliche Netz eingespeist und die Wärme in das Netz der Fernwärmeschiene Saar abgegeben.