100 Jahre Kraftwerk Fenne
STEAG und Iqony feiern in Völklingen Jubiläum, halten Rückschau und geben einen Ausblick auf die Zukunft des traditionsreichen Standorts.
Völklingen/Essen. Am Freitag, 20. September, hat der Kraftwerksstandort im Rahmen eines Festakts in der Kulturhalle Völklingen-Wehrden einen nicht alltäglichen Geburtstag gefeiert: Seit nunmehr 100 Jahren wird in Fenne Energie erzeugt. Auch nach der Steinkohle-Ära wird der Standort eine wichtige Rolle für die Energieversorgung des Saarlands spielen – auf Basis von grünem Wasserstoff als neuem, klimaneutralen Energieträger. Auch davon konnte sich die interessierte Öffentlichkeit schließlich am Samstag, 21. September, im Rahmen eines „Tags der offenen Tür“ einen Eindruck verschaffen.
Ehe die Kraftwerksmannschaft am Freitag mitsamt einigen Ehrengästen aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik sowie der saarländischen Wirtschaft in den geselligen Teil des Abendprogramms starteten, diskutierte ein namhaft besetztes Podium unter Moderation des bekannten SR-Rundfunkjournalisten Eberhard Schilling Bedeutung und Perspektiven des Standorts.
Wasserstoff statt Steinkohle
Diese stellt sich wie folgt dar: Nach dem Ende der Kohleverstromung in Deutschland soll am Standort Völklingen-Fenne 2028 ein Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem, klimaneutralen Wasserstoff in Betrieb gehen. Das Vorhaben wird nach der entsprechenden beihilferechtlichen Genehmigung seitens der EU von Bund und Land mit zusammen rd. 100 Millionen Euro gefördert. Der künftig in Fenne produzierte Wasserstoff leistet einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der saarländischen Industrie – und damit zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit und dem Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze.
Derweil sorgt das bestehende Steinkohlekraftwerk als Teil einer als systemrelevant eingestuften Erzeugungsreserve für die Gewährleistung von Versorgungssicherheit in Deutschland. Um dies künftig auf Basis von Wasserstoff auch klimaneutral tun zu können, plant die zur STEAG-Gruppe gehörende Iqony GmbH an den saarländischen Kraftwerksstandorten Bexbach und Quierschied den Bau neuer und perspektivisch wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Wenn die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zeitnah die notwendigen Rahmenbedingungen für die Projekte schafft, könnten diese neuen Anlagen bis Anfang des kommenden Jahrzehnts in Betrieb gehen – und damit den Weg für die bereits seit längerem geplante, aber bisher noch nicht umsetzbare Stilllegung der systemrelevanten Kohleblöcke ebnen.
Teilnehmer der Podiumsrunde, die vor dem Hintergrund Gegenwart und Zukunft des Standorts diskutierten, waren für die saarländische Landesregierung der Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Jürgen Barke, der Völklinger Bürgermeister Christof Sellen sowie seitens des Unternehmens CEO und Arbeitsdirektor Dr. Andreas Reichel, Kraftwerksleiter Dr. Christian Neu und Standortbetriebsrat Andreas Detemple.
Bedeutung des Standorts Fenne für Stadt und Land
Minister Jürgen Barke unterstrich in der Diskussion das langjährige Engagement des Unternehmens am Standort: „STEAG und Iqony sind verlässliche Partner, die das Saarland generationenübergreifend mit Strom und Fernwärme versorgen und somit zu Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region beitragen. Aktuell arbeiten wir gemeinsam am Aufbau einer kompletten Wasserstoffwirtschaft. Unser Projekt ‚HydroHub Fenne‘ ist ein ganz wichtiger Baustein bei der klimaneutralen Transformation der Saarwirtschaft und eine wegweisende Investition in unseren Energie- und Industriestandort.“
Ähnlich ordnete Völklingens Bürgermeister Christof Sellen die Bedeutung des Standorts für die Kommune ein: „Das Kraftwerk ist seit einhundert Jahren ein wichtiger Eckpfeiler der kommunalen Wirtschaft. Umso mehr freuen wir uns, dass die Erfolgsgeschichte nun fortgeschrieben wird und Fenne mit der geplanten Wasserstofferzeugung ein wichtiger Energiestandort für die Stadt und für den Industriestandort insgesamt bleibt.“
Fennes Rolle und Bedeutung heute und morgen
Dr. Andreas Reichel, CEO und Arbeitsdirektor von STEAG und Iqony, nutzte die Gelegenheit, insbesondere der saarländischen Landesregierung für die bewilligte Co-Finanzierung im Rahmen der IPCEI-Förderung zu danken: „Mit der Einstufung des ‚HydroHub Fenne‘ als ‚Important Project of Common European Interest‘ war der Weg frei für eine Förderung durch Bund und Land. Dass das Saarland sich hier entsprechend engagiert hat, war für uns im Prozess eine große Hilfe und unterstreicht die bewährte Partnerschaft zwischen Unternehmen und Entscheidern.“
Kraftwerksleiter Dr. Christian Neu erinnerte an die Leistung, die die Mannschaft gerade in den zurückliegenden Jahren im Angesicht der Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine erbracht hat: „Wir haben unter schwierigen Bedingungen einen Beitrag geleistet, dass auch in Krisenzeiten die Versorgungssicherheit dauerhaft gewahrt geblieben ist. Das war eine großartige Mannschaftsleistung, die wir z.B. ohne die Unterstützung des ein oder anderen Ruheständlers so nicht hätten erbbringen können.“
Beschäftigungsperspektiven
Für Andreas Detemple als Vorsitzenden des Standortbetriebsrats sind die Pläne zur Weiterentwicklung des Standorts vor allem im Hinblick auf die damit verbundenen Beschäftigungsperspektiven das zentrale Thema: „Es ist für die Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Signal, dass der hundertste Geburtstag nicht gleichbedeutend ist mit einem Abgesang auf den Standort, sondern von diesem Jubiläum das Signal ausgeht: Es geht weiter – unser Wasserstoff treibt künftig die Energiewende an der Saar!“
Reger Andrang beim „Tag der offenen Tür“
Wie sehr das Kraftwerk und der Standort Fenne mit der Stadt und dem Umfeld verbunden sind, zeigte sich auch am zweiten Tag der Feierlichkeiten, als interessierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines „Tags der offenen Tür“ zum Besuch des Kraftwerks eingeladen waren. Mehrere Tausend Gäste kamen, um das Kraftwerk einmal aus der Nähe in Augenschein zu nehmen.
„Neben dem üblichen Angebot für das leibliche Wohl, einer Tombola und diversen Attraktionen für Kinder fand besonders der geführte Rundgang übers Werksgelände regen Zuspruch“, so Hausherr Christian Neu. So habe man dabei nicht nur den Generator und die Schaltwarte besichtigen können, sondern vom fast 100 Meter hohen Kesselhaus habe sich den Gästen auch ein beeindruckender Rundumblick auf das Umland geboten.
Und auch beim „Tag der offenen Tür“ war die Zukunft ein wichtiges Thema: „Am geplanten Standort des Elektrolyseurs haben wir mittels einer kleinen Ausstellung zum Thema Wasserstoff erläutert, wie es künftig hier bei uns in Fenne weitergeht“, so Betriebsrat Andreas Detemple.
Positives Fazit
Insofern ziehen Christian Neu und Andreas Detemple ein positives Fazit der Festivitäten, die für beide auch aus persönlichen Gründen ein wichtiges Ereignis waren. Denn nachdem beide schon den 80. Geburtstag des Kraftwerks gemeinsam gefeiert haben, gehen beide alsbald dem wohlverdienten Ruhestand entgegen. Dass es am Ende ihrer langen beruflichen Verbundenheit mit dem Kraftwerk eine Zukunftsperspektive für den Standort gibt, stimmt beide froh: „Es ist gut, dass es weitergeht – gut für die Arbeitsplätze, gut für das Unternehmen und natürlich ebenso gut für Stadt und Land“, sind sich Christian Neu und Andreas Detemple einig.